Wie versprochen, hier das erste Kapitel meiner Geschichte. Viel Spaß beim Lesen!
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In einer
weitläufig bekannten Großstadt lebte eine unbekannte alte Dame. Sie
bewohnte eine dieser Wohnungen in einem Haus mit Hinterhof, in dem
mehrere Familien Platz haben. So war sie von zahlreichen Nachbarn
umgeben, die ihre kleine Wohnung von oben, unten und allen Seiten mit
Geräuschen malträtierten, sie selbst jedoch selten zu Gesicht
bekamen.
Eigentlich
kannte niemand sie und sie kannte niemanden, obwohl sie schon seit
vielen, vielen Jahren in der Wohnung lebte.
Diese
Wohnung war nicht weiter ungewöhnlich. Sie bestand aus zwei Zimmern,
einer Küche, einer Diele und dem Bad und war altmodisch und
zweckhaft eingerichtet. Im Wohnzimmer standen ein Sofa und ein
Sessel, eine Uhr tickte und in den Schränken verstaubte kitschiges
Porzellangeschirr. Hätte sie Verwandte gehabt, so hätten
Fotografien von lächelnden Kindern und ihren Eltern die Vitrinen
geziert, so aber bewahrte sie dort unnützen Schnickschnack auf, der
sonst nirgends Platz hatte. Das Schlafzimmer war mit einem unbequemen
Bett ausgestattet und enthielt sonst nur einen Kleiderschrank und
einen weichen weißen Teppich, in dem die alte Dame morgens mit ihren
nackten schmalen Füßen versank.
Letztendlich
war nur die Küche wirklich erwähnenswert. Von der Kochzeile hatte
man einen Blick aus dem kleinen Fenster auf den betonierten, kargen
Innenhof. Die Wände standen mit Regalen voll, in denen
Kochutensilien schlummerten. Töpfe, Tassen, und vor allem große
Einmachgläser mit allerlei Inhalt, von Haferflocken bis zu
eingemachten Stangenbohnen.
Ein Glas war
besonders interessant, da man seinen Inhalt weder einem Schildchen
auf dem Deckel entnehmen konnte, noch dem Blick durch das milchige
Material. Man sah bloß ein paar kleine weiße Körner, die sich
stapelten und durcheinanderfielen, eine kulinarisch unbekannte
Substanz.
Lila = literarisch
Rot = Zitate
Schwarz = alles andere
Einen schönen Tag allen,
RB
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