Dienstag, 3. Dezember 2013

Teil 4 - Die Geschichte der Alten vom zweiten Stock

Und weiter geht's:
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Am nächsten Morgen erschien ihm alles schon wieder ganz anders. Er war mit dröhnendem Schädel aufgewacht und hatte die Arbeit sausen lassen. Ihm war jetzt nicht danach. Seine Freundin hatte ihn verlassen. Sie hatte die Drohungen wahr gemacht. Sie hatte es einfach gemacht. Er fühlte sich ausgelaugt, aber vielleicht lag das auch einfach nur am Joint und der schlaflosen Nacht.
Um auf die Beine zu kommen, schnappte er sich den Mülleimer in der WG und trug ihn ausnahmsweise mal selbst hinunter. Vielleicht hielten ihn die anderen dann irgendwann nicht mehr für schlampig, einen kindischen Chaoten. Aber dran gewöhnen sollten sie sich auch nicht.
Er überlegte auf der Treppe noch, wieder umzudrehen, aber da fiel ihm seine nächtliche Vision wieder ein. Die tote Ratte. Die alte Dame.
Hatte er da schon geschlafen? Oder kam das vom Rauchen?
Wieder packte ihn die Neugier und er stürzte die Treppe hinunter in den Hof. Ein paar Kinder spielten in der Ecke Fußball und machten sich gegenseitig runter. Schimpfwörter prallten gegen die weißen Wände der Mietshäuser. Alltag.
Der junge Mann schleppte den Mülleimer zu den großen Containern in hinteren Bereich des Hofs. Fast überkam ihn die Übelkeit, als er in die Nähe der monströsen Abfallbehälter kam, so sehr stank der Müll der ganzen Hausgemeinschaft. Aber er riss sich zusammen und hielt die Luft an, als er in jeden Container einzeln blickte, die dunklen Schemen nach etwas absuchte, das aussah wie eine tote Ratte.
Er fand nichts. Er musste sich vertan haben. Schnell kippte er den Müll der WG dazu, dann eilte er wieder nach oben in die Wohnung.
Was er immer für Fantasien hatte! Wieso war er sich überhaupt in der Dunkelheit so sicher gewesen, dass die Dame eine Ratte in der Hand hielt? Nein, er durfte einfach seinen Sinnen nicht trauen, wenn er gekifft hatte.
Außerdem, das fiel ihm oben auf seinem Zimmer ein, war es doch auch möglich, dass die Dame die Ratte in ihrem Keller oder ihrer Wohnung gefunden hatte und sie sogleich entsorgen wollte. Eine einfache Erklärung für den unwahrscheinlichen Fall, dass seine Wahrnehmung ihn doch nicht getäuscht haben sollte.

Ich verspreche euch, ein bisschen öfter Fortsetzungen zu posten in nächster Zeit, sonst zieht sich das Ganze glaub ich etwas...

LG,
RB

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