Dienstag, 5. November 2013

Teil 1 - Die Geschichte der Alten vom zweiten Stock

Wie versprochen, hier das erste Kapitel meiner Geschichte. Viel Spaß beim Lesen!
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In einer weitläufig bekannten Großstadt lebte eine unbekannte alte Dame. Sie bewohnte eine dieser Wohnungen in einem Haus mit Hinterhof, in dem mehrere Familien Platz haben. So war sie von zahlreichen Nachbarn umgeben, die ihre kleine Wohnung von oben, unten und allen Seiten mit Geräuschen malträtierten, sie selbst jedoch selten zu Gesicht bekamen.
Eigentlich kannte niemand sie und sie kannte niemanden, obwohl sie schon seit vielen, vielen Jahren in der Wohnung lebte.
Diese Wohnung war nicht weiter ungewöhnlich. Sie bestand aus zwei Zimmern, einer Küche, einer Diele und dem Bad und war altmodisch und zweckhaft eingerichtet. Im Wohnzimmer standen ein Sofa und ein Sessel, eine Uhr tickte und in den Schränken verstaubte kitschiges Porzellangeschirr. Hätte sie Verwandte gehabt, so hätten Fotografien von lächelnden Kindern und ihren Eltern die Vitrinen geziert, so aber bewahrte sie dort unnützen Schnickschnack auf, der sonst nirgends Platz hatte. Das Schlafzimmer war mit einem unbequemen Bett ausgestattet und enthielt sonst nur einen Kleiderschrank und einen weichen weißen Teppich, in dem die alte Dame morgens mit ihren nackten schmalen Füßen versank.
Letztendlich war nur die Küche wirklich erwähnenswert. Von der Kochzeile hatte man einen Blick aus dem kleinen Fenster auf den betonierten, kargen Innenhof. Die Wände standen mit Regalen voll, in denen Kochutensilien schlummerten. Töpfe, Tassen, und vor allem große Einmachgläser mit allerlei Inhalt, von Haferflocken bis zu eingemachten Stangenbohnen.
Ein Glas war besonders interessant, da man seinen Inhalt weder einem Schildchen auf dem Deckel entnehmen konnte, noch dem Blick durch das milchige Material. Man sah bloß ein paar kleine weiße Körner, die sich stapelten und durcheinanderfielen, eine kulinarisch unbekannte Substanz.

Falls ihr meine Farbgebung nicht nachvollziehen könnt:
Lila = literarisch
Rot = Zitate
Schwarz = alles andere

Einen schönen Tag allen,
RB

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